Es ist eine sehr spannende Zeit, um eine internationale Organisation zu leiten! Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche und Veränderungen.
Die islamische Welt im Umbruch
In islamischen Ländern beobachten wir einen wachsenden Vertrauensverlust in politische und religiöse Führer. Viele Muslime leiden darunter, dass von ihrer Religion so viel Unfrieden und Hass ausgeht. 50% aller Muslime sind jünger als 18 Jahre. Wie sieht ihre Zukunft aus? In welche Richtung werden sich ihre Länder entwickeln? Geben wir ihnen Zugang zur befreienden Botschaft des Evangeliums?
Muslimische Menschen erleben eine zunehmende Entwurzelung: über 25% aller Muslime leben als Minderheiten außerhalb islamischer Länder, mehr als je zuvor seit der Entstehung des Islams. Studenten, Geschäftsleute, Fachkräfte und Aus-wanderer lernen neue Ideen und andere Lebensentwürfe kennen. Viele von ihnen werden in islamische Länder zurückkehren und dort einflussreiche Positionen einnehmen. Treffen sie im Ausland Christen, von denen sie Liebe und Respekt erfahren und von Jesus hören?
Weltweit sind zurzeit fast 80 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten von ihnen kommen aus muslimischen Ländern. Nur ein sehr geringer Anteil dieser vielen Millionen Menschen erreicht reiche Länder wie Deutschland. Die allermeisten sind Binnenflüchtlinge in von Krieg und Hungersnöten erschütterten Regionen oder fliehen in arme Länder wie Äthiopien, Kenia, Libanon usw. Wer hilft diesen vertriebenen und entwurzelten Menschen? Oft erleben sie am ehesten Hilfe von Christen! Die Erfahrung von Liebe, Fürsorge und Gebet hinterlässt einen tiefen Eindruck bei vielen Muslimen.
Gleichzeitig wirkt Gott auf übernatürliche Weise an vielen muslimischen Menschen. Wir begegnen vielen, die Träume und Visionen von Jesus haben. Können sie Christen finden, die ihnen die Bedeutung erklären, ihnen Gottes Wort weitergeben und sie geduldig anleiten, Jesus nachzufolgen?
Aber nicht nur die islamische Welt ist im Umbruch, sondern auch die traditionell eher christlichen Länder gehen durch Umwälzungen.
Die christliche Welt im Umbruch
Mehr und mehr geraten die Kirchen in der westlichen Welt in einen Minderheitenstatus. Traditionelle Kirchenmodelle sind in einer Krise. Wenn Gemeindewachstum geschieht, dann eher in neuen Bewegungen, zum Beispiel in Hausgemeinden. In traditionellen Gemeinden beobachten wir vielfach einen Mangel an konsequenter Nachfolge Jesu. Statt begeisterter Jüngerschaft wird Glaube oft dosiert und zurückhaltend gelebt. Materialismus, furchtbestimmtes Verhalten und Abgrenzung hindern Gemeinden daran, an Gottes großem Wirken teilzuhaben. Heute werden viele Muslime Jünger Jesu. Wie können wir sie anleiten, wenn wir selbst keine Jünger sind?
Das Zentrum der Christenheit ist der Globale Süden geworden. 1960 kamen ca. 75 % der evangelikalen Christen aus Europa und Nordamerika, 2000 waren es noch 25 %, heute wohl weniger als 20%. D.h. über 80% der an der Bibel orientierten Christen kommen aus den Ländern des Globalen Südens, aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Länder wie China, Nigeria, Süd-Korea, Kenia, Philippinen, Äthiopien, Brasilien senden viel mehr Missionare aus als europäische Länder. Dennoch dominiert immer noch eine sehr einseitige westliche Theologie, westliche Lehrmethoden, sowie westliche Strukturen. ReachAcross hat immer mehr Mitarbeiter aus Ländern wie Uganda, Äthiopien, Ägypten, Indien und wir wollen, dass sich das stärker in unseren Strukturen und im Charakter unserer Organisation widerspiegelt.
Allgemeine Umbrüche
Wir leben in einer Welt von scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und einer gleichzeitigen großen Anfälligkeit. Eine Pandemie hat sehr plötzlich die schier unbegrenzte Mobilität zum Erliegen gebracht und schwerwiegende wirtschaftliche Folgen nach sich gezogen. Gleichzeitig ist es durch die globale Vernetzung möglich, weiterhin Gottes Wort zu verkündigen, Menschen in der Nachfolge Jesu anzuleiten und auf Notlagen von Menschen zu reagieren, auch wenn all das den persönlichen Kontakt nicht komplett ersetzen kann.
Wir leben in einer komplexen Welt, die die Gabe der Differenzierung erfordert. Aber es besteht bei vielen Menschen eine Sehnsucht nach einfachen, plakativen Antworten. Populistische und oft narzisstische Führer erleben großen Zulauf, selbst wenn sie keine konstruktiven Konzepte vorlegen, sondern ihre Politik durch Ausgrenzung, Diffamierung, Hass und Respektlosigkeit definieren. Es ist auffallend, dass Länder mit derartigen Regierungen am schlimmsten von COVID-19 betroffen sind. Können wir als Christen einen Gegenentwurf vorleben, der geprägt ist von Respekt, Hinhören und Verstehen, Großzügigkeit und hingegebener, opferbereiter Liebe?
Der Auftrag von ReachAcross ist es, muslimischen Menschen die Liebe Jesu zu vermitteln und sie anzuleiten, Jesus nachzufolgen. Wir wollen Gottes Stimme hören, um zu verstehen, was er tut und wie und wo er uns daran beteiligen möchte. Die ersten zehn Monate als Internationaler Leiter waren geprägt von Veränderungen, viele davon Auswirkungen der oben beschriebenen Umbrüche. Aber Gott verändert sich nicht. Die Gute Nachricht und unser Auftrag, sie weiterzugeben, bleiben gleich. Es macht große Freude, das dynamische ReachAcross Team zu leiten, das immer neue, kreative und mutige Wege sucht, um diesen Auftrag umzusetzen. Danke, liebe Lützellindener Gemeinde, dass Ihr uns in diese Aufgabe entsandt habt und uns dabei unterstützt!
Roland Denner, ReachAcross
International Director