In die Weite glauben

14.07.2020

„Man betritt den Glauben nicht wie einen Kinosaal, um dann in einer Endlosschleife für den Rest des Lebens denselben Film zu schauen.“ – Aber derselbe Film ist doch so vertraut, wir lieben und mögen ihn … Und dann fällt der Strom aus und wir schauen auf eine leere Leinwand.

Ich könnte mich ärgern über den „Stromausfall“ durch die Corona-Krise. Mein geliebter Film läuft nicht mehr. Ich habe mich aber entschlossen, anders damit umzugehen: Ich will mich erwartungsvoll an meinen grenzenlosen Gott wenden. Ich will offen sein für Seine Vielfalt und mich aus seinem Reichtum beschenken lassen – so wie ER es will. Gerade scheint er einen neuen spannenden Film einzulegen.

Im letzten Jahr habe ich ihn persönlich im Rahmen eines Vortrags kennengelernt: Andreas Boppard, Vater von vier Töchtern, Pädagoge, Theologe und Leiter von Campus für Christus in der Schweiz, von jungen Leuten liebevoll „Bopi“ genannt“. Aus seinem Buch „Neuländisch“ (SCM-Hänssler) stammen Titel und der erste Satz oben. Sein Vortrag und das Buch haben meinen Blick geweitet. Mir ist bewusst geworden, dass es bei Gott keinen „Lock-down“ gibt und alles stillsteht, wie wir es im zweiten Quartal dieses Jahres erlebt haben. ER wirkt – oft unsichtbar – weiter wie eh und je! Unsere Irritation hat im Wesentlichen damit zu tun, dass eine Menge einfach nicht mehr genau so ist, wie wir es seit Jahren gewohnt waren. Dabei hatten wir doch ständig beklagt: „Schneller, weiter, höher … das kann für unsere Wirtschaft kein zukunftsträchtiges Prinzip mehr sein.“ – „Wir rennen und hetzen durchs Leben … dabei gehen immer mehr Menschen kaputt.“ – „Der Verkehr auf den Straßen und in der Luft ist nicht mehr auszuhalten und zerstört Klima und Menschen.“ – Das sind nur drei Gedanken … Aber keiner hatte es geschafft, eine dringend nötige Veränderung in Gang zu setzen. Bis plötzlich mit einem „Klick“ alles anders war. Nun haben wir die Möglichkeit neu zu starten. Werden wir es schaffen? Oder den alten Film wieder einlegen?

Ich freue mich über die Weite Gottes. Wir sind in unserer Gemeinde seit Jahren beschenkt: Durch unsere Missionare hatten wir schon immer die Möglichkeit, Gottes Größe, sein außergewöhnliches Handeln in der weiten Welt, seine Vielfalt und Weite bei aller Klarheit, Eindeutigkeit, Heiligkeit und Liebe seines Wesens zu entdecken. Mein erstaunter Blick geht nun nach Lützellinden: Gott will uns als Evangelische Gemeinschaft einen neuen Pastor schenken. Pfarrer Daniel von der Kirchengemeinde geht in den Ruhestand. Zwei gravierende Veränderungen. Vielleicht kündigt sich auch bei Dir persönlich Neues an. Hast Du Angst vor dem allem?

Du und ich brauchen keine Angst haben. Gott sagt: „Seht hin, ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht?“ (Jesaja 43,19). Vertraue IHM einfach. Gestatte IHM, einen neuen Film einzulegen. Ich bin total gespannt, was kommt – in meinem Leben, in unserer Gemeinde, in Lützellinden, in Deutschland, in der EU und dieser geschüttelten Welt. Wenn wir unseren großen Gott im Hintergrund sehen, verliert die Corona-Krise ihr Angstpo-tenzial und wird zur Chance.

Jürgen Schmidt